Zurück zur ÜbersichtNach der Covid-19-Pandemie wird die Art zu arbeiten eine andere sein. Zeit, sich darauf einzustellen.
Nach der Covid-19-Pandemie wird die Art zu arbeiten eine andere sein. Zeit, sich darauf einzustellen.

Gastbeitrag unseres CEO Dr. Tobias Wagner in der ImmobilienZeitung vom 04.06.2020.

Vorfahrt Flexibilität!

Jahrelang überstieg die Büronachfrage vielerorts das Angebot, Vermieter bestimmten die Regeln. Das dürfte vorbei sein. Die Verwüstungsschneise, die Corona zieht, wird am Markt Spuren hinterlassen. Der Vermietungsmarkt wird sich entspannen und wahrscheinlich ein Mietermarkt. Wie wird dieser aussehen? Um die Neujustierung der Lasten wird gestritten. Sich bei all dieser Unsicherheit langfristig auf eine starre Raumbedarfsplanung einzulassen, dürften viele scheuen. Benötigt werden zeitlich und räumlich flexible Workspaces. Flexibilität wird daher ein wesentliches Kriterium.

Arbeiten von zuhause ist ein Gewinner. Das Prinzip Homeoffice wurde notgedrungen massiv ausgeweitet — und es funktioniert. Es hat den unfreiwilligen Stresstest bestanden. Während vor der Corona-Krise in Deutschland vergleichsweise wenige Personen im Homeoffice arbeiteten, ist es jetzt jeder zweite. Das ist eine Lernerfahrung für alle, die Anwesenheit in der Zentrale sowie persönliche Präsenz in der Zusammenarbeit für unabdingbar hielten.

Der Zwang zu Homeoffice und Remotearbeit hat aber auch den mangelnden digitalen Reifegrad von Unternehmen aufgezeigt. Schwachstellen sind deutlich sichtbar geworden: überlastete Netze, alte IT-Infrastrukturen, fehlende Tools, analoge Kulturen. Unternehmen müssen daher massiv in moderne IT investieren.

Die Coworkinganbieter, die sich zuletzt aggressiv mit teuren langfristigen Mietverträgen eingedeckt haben, profitieren in einem preissensitiven Mietermarkt trotz Flexibilitätsnachfrage nur bedingt. Mancher Flex-Office-Anbieter dürfte bei günstigeren Flächenalternativen seine Kosten nicht mehr einspielen. Hinzu kommt, dass der bei vielen Coworkingbetreibern dominierende Open Space mit eng gestaffelten Schreibtischen und unvermeidlich zahlreichen Kontakten zu fremden Dritten angesichts der Pandemieerfahrung kritisch gesehen wird.

Gewinner wiederum könnten neue, zu geringeren Flächenkosten einsteigende Coworking- und Businesscenterbetreiber sowie Sharingplattformen werden. Sharing im Officemarkt, der von einem traditionellen Angebot mit starren, langjährigen Mietverträgen dominiert wird, ist noch jung und wenig bekannt. Die Sharing Economy – die gemeinsame, temporäre Inanspruchnahme einer Ressource – dürfte Auftrieb bekommen. Bürosharing-Plattformen vernetzen nach dem Airbnb-Prinzip Flächenbesitzer und Nachfrager mit dem Fokus Flexibilität. Digitalisierung und flexiblere Arbeitsweise zahlen auf Sharing ein. Nicht zuletzt durch das Argument zusätzlicher Einnahmen bzw. geringerer Flächenkosten dürfte Sharing an Gewicht gewinnen.“